Sonntag, 23. Juni 2013

Helmut Kohl

Wo: Emser Str. 122/123, 12051 Berlin 
Was gibt’s: Barbetrieb, gute Whiskeyauswahl, Wein und verschiedene Fassbiere 
Preise: Kleines Bier ab 2,80, Wein ab 3,00, Cidre für 3,00 Euro 
Offen: Dienstag bis Sonntag ab 19 Uhr
Helmut Kohl
 

Es ist Sommer, so richtig! Mit 35 Grad und langen sonnigen Tagen. Da meine Unternehmungslust im Sommer immer steigt, nehme ich Lises Vorschlag, sich erst spät auf eine Weinschorle im Helmut Kohl zu treffen, gerne an. So kann ich vorher noch ein paar Bahnen im Columbiabad ziehen. Ich bin großer Fan dieses Schwimmbad, was aber bestimmt nur daran liegt, dass ich es in 10 Minuten erreichen kann. Heute sind allerdings so viele Halbstarke im Schwimmerbecken, dass ich ständig gegen irgendwelche Ellenbogen ankämpfen muss und bald aufgebe.

So komme ich als Erste im Helmut Kohl an und sichere uns den letzten Platz draußen, im Schatten der Bäume, die die Straße säumen. Langsam trudeln auch die anderen ein. Nur Luisa fehlt, die ist in Rom auf einer Konferenz zur ikonischen Differenz.. Irgendwie fühle auch ich mich ganz kosmopolitisch. Ich bestell einen französischen Cidre, was mir Lise, Laura und Manuel, der Luisa ersetzt, sofort nach tun. Noch ahnen wir nicht, dass es das letzte Mal sein wird, dass wir im Helmut Kohl sind. Das rustikal herzliche Lokal, mit den Holztischen aus Großmamas Zeiten und dem modernen aber auch zeitlos wirkendem Tresen hat nämlich ein Problem. Beziehungsweise Helmut Kohl hat das Problem, ihm missfällt, dass die Bar seinen Namen trägt. Deshalb haben Kohls Anwälte schon vor einigen Monaten den Bar-Besitzer Michel Braun kontaktiert, was diesem Kopfzerbrechen über einen neuen Namen und eine unglaubliche Presseresonanz beschert hat. Dabei hatte Braun nach eigenen Aussagen nie politische Beweggründe für die Namensgebung: „Für mich und meine Generation hat der Begriff Helmut Kohl etwas allgegenwärtiges - so wie Mama, Papa oder Milch. Da ist so ein merkwürdiges Damals-Gefühl“ (Nachzulesen zum Beispiel in Spiegel, FAZ oder in der Rheinische Presse). Vielleicht rührt Kohls Widerstand auch daher, nicht schon zu Lebzeiten zur Heimatgeschichte erklärt zu werden. In jedem Fall kann man vermuten, dass er sich stark über die Karte gewundert hätte, die zeigt nämlich einen nackten Jüngling, in anzüglichen Posen, der statt Feigenblatt mit unterschiedlichen Kohlarten bedeckt ist. Uns gefällt das. Und vergnügt bestellen wir noch einen Cidre und lassen den Abend langsam ausklingen.

Vor wenigen Tagen kam dann die dpa-Nachricht: Ein neuer Name ist gefunden! Das nostalgische „Helmut Kohl“ wird zum Wortspiel „Schloss Neuschwansteiger“. Da kann man ja fast nur hoffen, dass sich Schweinsteiger auch beschwert…. Aber trotz neuem Namen werde ich sicher für einen Cidre wiederkommen und bin schon jetzt gespannt mit welchem Gemüse Schweinsteiger dann wohl auf der Karte posiert. 

Nele


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