Donnerstag, 20. September 2012

KussKuss


Wo: Nogatstr. 30, Berlin Neukölln
Was gibts: vegetarische Küche, 
Preise: Essen um die 5 Euro, Getränke 2,50
Offen: eigentlich täglich 12.00 - 22.00


Anders als beim letzten Mal als wir mit knurrenden Magen vorm KussKuss (Küche & Gemeinderaum) standen ist heute Abend die Jalousie nicht heruntergezogen. Ob es offen hat ist trotzdem nicht so ganz klar, denn abgesehen von aus dem Hinterzimmer hervorschallenden Klavierklängen deutet nichts auf menschliche Anwesenheit hin. 


Auf unser fragendes, im Raum verklingendes Hallo kommt dann aber doch eine junge Frau im Wollpullover und wuscheligen Haaren aus dem Hinterzimmer hervor und beantwortet unsere Frage, ob es dann etwas zu Essen gäbe mit Ja. Allerdings nur noch zwei Nicht-Burger und Quiche. Wir willigen ein und bestellen die beiden Nicht-Burger sowie einmal Quiche. Während die Wollpulloverfrau mitsamt der am Tresen stehenden Quiche wieder im Hinterzimmer mit den ominösen Klavierklängen verschwindet nehmen wir an einem der fünf Holztische platz und schauen uns erstmal um. 


In der hinteren Ecke befindet sich eine Art secondhand shop, in dem Schallplatten und einige Kleidungsstücke angeboten werden, in unserem Rücken hängen die in Berlin, inzwischen scheinbar obligatorischen, käuflich zu erwerbenden bedruckten Leinwände. Vor uns die Theke, die einiges an Lesematerial bietet. 

Hier werden zum einem Deutschkurse – gratis – angeboten, das samstägliche Burrito-Essen angekündigt, die verschiedenen Gerichte– viele sind es nicht – aufgelistet und den Gästen freundlich erklärt, dass Musikwünsche unerwünscht sind – soviel zum uns inzwischen leicht melancholisch stimmenden Klaviergeklimper aus dem Hintergrund.
Als die Frau wieder erscheint bestellen wir schnell zwei FritzKola und ein Wasser und schon sind wir wieder alleine. Bald jedoch, wahrscheinlich von unserer Anwesenheit ermutigt treffen zwei weitere Gäste ein, die beim nächsten Erscheinen des Wollpulloverwesens die restlichen zwei Stück Quiche bestellen. Wir bekommen unser Essen und Nele und ich, die wir die Nicht-Burger bestellt haben sind erst einmal ein wenig enttäuscht, denn die Burger führen vielleicht nicht nur deswegen das „Nicht“ im Namen, weil, wie zu erwarten kein Fleisch darin ist – das KussKuss ist vegetarisch, und der Kaffee kann auch mit Sojamilch bestellt werden – sondern, weil das auf unserem Teller so klein ist, dass es sich für den Begriff Burger eigentlich nicht qualifiziert.

Lecker ist er dann aber doch, der Nicht-Bürger der aus einem Brötchen, Tomate, Salat und Gurke, sowie einem Schwarze-Bohnen-Bratling besteht und mit viel scharfem Senf garniert ist. Die Quiche, die mit Salat garniert die optisch eindrucksvollere Variante ist, ist ebenfalls sehr schmackhaft.
Nachdem wir gegessen haben, beobachten wir noch etwas das Treiben: Immer mehr Leute kommen herein, die jedoch alle im ominösen Hinterzimmer verschwinden, einer von ihnen bringt einen ziemlich zottelig aussehenden Hund mit, der ausgerechnet nicht verschwindet, sondern fröhlich zwischen unseren Tischen hin- und herläuft. Irgendwann kommt das männliche Pendant der Wollpulloverfrau aus dem Hinterzimmer, der die inzwischen verstummte Klaviermusik durch Hipstergeklimper auf einer Schallplatte auf dem typisch nerdigen „Oldschool-Plattenspieler“ am vordersten Tisch ersetzt.

Im Wissen, dass wir vielleicht einfach nicht hip genug für diesen Laden sind, gehen wir trotzdem ganz zufrieden mit uns selbst nach Hause und diskutieren über das Preisleistungsverhältnis: gut aber die Portionen etwas zu klein, aber vielleicht auch ok, weil damit wohl der kostenlose Deutschkurs querfinanziert wird.  Ein Mann der unsere Diskussion mithört ruft uns von seiner Tür aus zu, wir sollten unsere Burger doch einfach selbst braten, wäre billiger und auch nicht schwer.  Hat er wohl recht, aber dann hätten wir ja nichts mehr zu erzählen: wie zum Beispiel vom KussKuss, bei dem der zweite Teil des Konzepts „Gemeinderaum“ aufgeht und wohl den Treffpunkt einer sehr eingeschworenen Gemeinde darstellt. Am ersten Teil „Küche“ müssen die Wollpulloverwesen noch etwas arbeiten.

Luisa

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