Donnerstag, 13. September 2012

Taverna Olympia

Wo: Emser Straße 73, Ecke Oderstraße.
Was gibt’s: Traditionnelle griechische Küche/Hausmannskost. 
Preise: Vorspeisen ab 2,50, Vorspeisenplatte 9,50, Gyrosteller 9,80, 0,5l Bier 3,00. 
Offen: Jeden Tag von 16-24Uhr



Mit seiner 20jährigen Geschichte ist das Restaurant Olympia eine eingesessene Institution im Kiez. Es liegt direkt gegenüber des Werner-Seelenbinder-Sportparks unweit des Tempelhofer Felds. Die Wirte, das griechische Ehepaar Jannis und Dorothea, bieten ihren Gästen neben traditioneller griechischer Küche auch eine klassische Rollenaufteilung: Sie kocht, er macht die Bar. Beide versprechen auf der ersten Seite der Speisekarte „familiäre Atmosphäre“ und „Gerichte aller Geschmacksrichtungen“.
Während ich auf Luisa und Laura warte bin ich froh über den Willkommenstext und die griechischen Kitschbilder, deren Erklärungen mir einiges an Lesematerial bieten. Die etwa 15 Tische, die draußen um das Eckrestaurant angeordnet sind, füllen sich mit Gästen. 

Direkt neben meinem Tisch ist das Fenster zum Eis. Ein älterer Herr drängt sich mit seiner Enkelin – oder doch Tochter – an der Tischgarnitur vorbei und bestellt Vanille und Schoko. Selbstgemacht ist das sicher nicht. 

Luisa und Laura sind immer noch nicht da, dafür aber eine Gruppe von ca. 20 Männern, die sich zunächst große Biere und danach bestimmt einige Gyrosteller bestellen. Ich bekomme mächtig Hunger und bestell mir zumindest schon mal ein Glas griechischen Weißwein.
Als Luisa sich zu mir setzt bin ich versunken im Absatz über die Renovierung des Innenraums im Jahr 2002 – weiße Säulen treffen jetzt auf rosa Wände. Der aufmerksame Jannis erkundigt sich, ob wir jetzt bestellen möchten. Ich würde so gerne, aber meine anerzogene Höflichkeit und Luisas spätes Mittagessen lassen mich weitere 20 Minuten auf Laura warten, bevor ich trotzig meinen großen Vorspeiseteller, die Mega-Meze Olympia, bestelle

Es ist bereits dunkel als Laura zu uns stößt und die Vorspeisen serviert werden. Jannis bringt vorsichtshalber drei Teller und da passiert es, das unvorstellbare, die Aussage, die uns den Rest des Abends beschäftigt: „Hier ihr Süßen!" Süßen?? WTF? Ich frage mich ob das vielleicht die versprochene griechisch-familiäre Atmosphäre ist. Laura und Luisa lassen keine kulturellen Differenzen als Entschuldigung gelten – schon gar nicht nach 20 Jahren Gastronomie-Erfahrung. Gesagt ist gesagt! Während ich meine Mega-Meze mit ihnen teile grübeln wir noch eine Weile über griechischen Feminismus und Kosenamen. Die Vorspeisenplatte besteht zwar aus vielen Komponenten wie frittierte Zucchini- und Auberginenscheiben, Taramas, Bohnen, Domades, Tzatziki, Auberginen- und Schafskäsemus, liegt aber geschmacklich hinter anderen berlinerschen-griechischen Meze-Variationen. Die ganze Pracht ist ein wenig zu ölig. Nur die gefüllten Weinblätter sind mit einem Spritzer Zitronensaft verfeinert und somit ein leicht säuerlicher Genuss. Schade dass es nicht mehr davon gibt. Luisas bestellte Vorspeisenvariation wird – diesmal ohne Kommentar – geliefert, leider haben wir uns immer noch nicht auf eine angemessene Reaktion für „die Süßen“ von vorhin geeinigt und ignorieren Jannis weitestgehend. 

Die mit Käse und Tomate überbackenen Knoblauchbrote  sind köstlich, dagegen sind die Weinblätter in der „überbackenen“ Variante leider mit (billigerem) Olivenöl ertränkt und darben in ihrer Auflaufform. Lauras Hähnchen-Nudeln sind genießbar, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 

Insgesamt sind die angebotenen Gerichte eher schwerere griechische Hausmannskost. Zum Glück ist der „Ouzo aufs Haus“ ein fester Bestandteil des Service. Vollgegessen wie wir sind, freuen wir uns über den „Zerhacker“. Jetzt scheint sogar wieder ein Eis möglich. Das holen sich die „Süßen“ dann aber lieber in der Kienitzer Straße. Olympia haben wir uns irgendwie leichter vorgestellt!

- Nele





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