Donnerstag, 20. Dezember 2012

Circus Lemke und Cigköftem


Was gibt's: alles von Bier bis Cocktail; vegane Imbissspeisen
Preise: normale bis günstige Barpreise; alles zum dort essen um 2-4 €, Mitnehmpakete ab 6 €
Offen: Mo. ab 15:00, Di. - Fr. ab 12:00, Sa. - So. ab 10:00 Uhr; täglich geöffnet 
„Wo immer man sich auf das Leben einlässt wird man enttäuscht. Alles dauert entweder zu lange oder nicht lange genug.“ Oscar Wilde (dem ich eigentlich bessere Trinksprüche zugetraut hätte)
Diese pessimistische Lebensweisheit präsentiert sich mir auf der Wandtafel im Circus Lemke. Ich warte auf Nele, mit der ich hier zum Aperitif verabredet bin. So richtig erklären will sich mir die Wahl des Mottos nicht, denn ansonsten scheint die Bar recht lebensbejahend: Hier sitzt das hippe neuköllner Publikum, um mich herum fast nur Pärchen, die sich an den lauschigen Kachelofen kuscheln. Die freundliche Barfrau bringt mir schon mal die in geprägtes Kunstleder eingefasste Karte, die mir meine Wartezeit mit Informationen über die jeweiligen Getränkemöglichkeiten verkürzt. Und als ich darüber nachdenke, ob ich jetzt zu lange warte, kommt auch schon Nele hereingesaust.
Von dem Leuchtschild in der Bar inspiriert, bestellen wir Martini bianco und überlegen ob die Karte eigentlich absichtlich auf alt gemacht ist, denn vorher ist sie uns noch nie aufgefallen – es war aber bei früheren Besuchen auch immer so voll, dass wir einfach an der Bar bestellt haben – gleichzeitig sieht sie auch schon ziemlich abgegriffen aus. Mit dem eintreffenden Getränk lassen wir diese kritisch-belustigenden Gedanken ziehen und berichten von unserer Woche: neu dazugekommen ist die Angst auf der Straße hinzufallen. Als wir mit unserem Martini fertig sind, ist es auch schon Zeit weiter zu ziehen. Laura wartet. Vielleicht.

Ein paar Straßen weiter sind wir am Ziel: dem veganen Köfte-Imbiss an der Hermannstraße. Der Laden ist in augenschmerzenden Giftgrün gehalten, mediterrane Backsteinrundbögen und mit Glitzer verschönerte Weihnachtssterne auf den Tischen verweigern sich konsequent einem einheitlichen Interieur.

Dass diese Raumgestaltung nur wenige Menschen zum bleiben bewegt, scheint auch die Verkaufsleitung selbst bemerkt zu haben, denn es gibt mehr Mitnehm-Produkte (der halbe Salatkopf muss dann noch zu Hause geschnitten werden), als Restaurantoptionen. Fester Bestandteil ist immer die vegane Köftepaste – eine wahlweise scharfe oder sehr scharfe rote Masse aus Couscous. Wir probieren beide Varianten zum  hier essen: Nele das Köfte-Dürüm, Laura und ich jeweils das Köfteburger-Menu, bei dem interessanterweise in Weizenteig gebackene Hackfleischbällchen dabei sind. Die sind dann wohl nicht vegan... Alles ist fix fertig, weil kalt, nur die Hackfleischbällchen kommen kurz in die Mikrowelle. Entgegen meiner festen Überzeugung, dass so ein absurdes Etablissement nur im neuköllner Milieu entstehen kann, werde ich von einem Aufsteller im Raum eines besseren belehrt: cigköftem gibt’s auch schon woanders, unter anderem in Ulm und Solingen. 



Aber es schmeckt zumindest recht gut, auch wenn ich die Burgerbrötchen schon ganz gern getoastet gegessen hätte. Aber vielleicht hält sich das Restaurant ja bis zum Sommer, da schmecken mir kühle Speisen besser. Als wäre Oscars Sinnspruch auch hier zum Motto auserkoren worden, stehen wir schnell wieder auf der Straße. Enttäuscht sind wir aber trotzdem nicht. 1 : 0 fürs Leben, Oscar. 

Luisa

1 Kommentar:

  1. Respekt, dass ihr sogar dieses merkwürdige Etablissement getestet habt - als die eröffneten, nahm ich einen Flyer mit und wunderte mich schon über die "veganen" Hackfleischbällchen. Überhaupt scheint ihr ja vor nichts zurückzuschrecken, was mich sehr freut, weil ich essenderweise oft in Neukölln unterwegs bin und hier nun erstmal nachschauen kann.
    Einen Tipp hätte ich aber noch, wo ihr, so weizt ich gesehen habe, noch nicht wart: der Fisch-Kepabladen in der Sonnenallee, ungefähr da, wo das Taiwanesische Beef-House ist (in das ich mich auch noch nicht reingetraut habe). Die gegrillte Makrele (mit Reis und Salat) war super frisch und gut. Tintenfischringe wie überall halt aus der Friteuse, kann man aber auch mal essen. Einen vegetarischen Teller mit gebratenem Gemüse gibt es auch.

    viele Grüße! Lucy

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