Donnerstag, 23. August 2012

Schillermarkt

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(Bio)-Wochenmarkt im Schillerkiez
Wo: Herrfurthplatz, 12049 Berlin
Was gibt’s: frisches Bio-Gemüse und -Obst, Säfte, Backwaren, Honig, Wein, Falafel, Käse-, Wurst- und andere Spezialitäten.
Preise: Durchschnittliche Bio-Marktpreise für Obst und Gemüse, ein Glas frisch gepresster Orangensaft 2€, ein Cappuccino vom Espressowagen 2€, Falafel 2,50€. 
Offen: Jeden Samstag, 10-16 Uhr



Die fortschreitende Gentrifizierung hat dem Schillerkiez nicht nur eine große Anzahl an neuen Cafés, Restaurants und Bars beschert, sondern seit kurzem auch einen Bio-Wochenmarkt. Grund genug für uns Gentrifizierungs-Teilnehmer die samstägliche Veränderung des Schillerplatzes aus der Nähe zu begutachten.
Wir treffen uns auf den Stufen, die zu dem Café Selig und zu der Genezareth-Kirche führen und von denen aus Schaulustige jeden Alters das morgendliche Markttreiben beobachten. Den Platz für die ca. 12 Marktstände bietet ein abgesperrtes Stück der Herrfurthstraße, die einen Kreis um die Kirche zieht.

Wir beginnen unseren Markttag und steigen hinab: Schnell zeigt sich, dass Neukölln (noch) nicht der Prenzlauer Berg ist – wo ich jedem, mit ausreichend finanziellen Mitteln, einen Besuch des Kollwitzmarkt ans Herz legen würde – und schon gar nicht Mitte. Zum Glück. So ist der Bio-Markt auch eher ein Sammelsurium, wo sich  der Biobauer unter den türkischen Falafelhändler und die Blumenverkäuferin, die ihre Rente aufbessert, mischt. Für das Feinkostangebot sorgen der Weinhändler, der uns mit seiner Wildbratwurst mit französischem Senf so früh am Morgen doch eher verschreckt, der Olivenhändler, ein Saftstand und die Spezialitäten aus Österreich (Wurst, Käse und Honig ). Ergänzt wird das Angebot durch die Wildgärtnerei, die einen vorzüglichen, leicht sauren Apfel-Sanddorn-Saft, frisches Gemüse, Obst und Küchenkräuter verkauft, sowie weitere Biobauern. Erfreut bemerken wir die auf Berliner Märkten traditionelle vertretene Espressobar im Kofferraum eines dreirädrigen Mini-Vans und die Biobäckerei ufa. Letztere ist uns als Namensvetter der traditionsreichen Filmproduktionsfirma und aufgrund seiner großen Auswahl an Frühstücksleckereien sofort sympathisch. Wir kaufen Rosinenbrötchen, Laugencroissants und eine Oliven-Käse-Seele fürs Marktfrühstück. Ich decke mich auch gleich noch mit einem Dinkelvollkornbrot für Sonntagmorgen ein. Das passt bestimmt vorzüglich zum Apfel-Sandorn-Saft. Sofort fühle ich mich gesünder und besser integriert zwischen der schlanken, Espresso-trinkenden Gentrifizierungs-Schickeria. 
Mit unserem frisch erworbenen Backwerk setzten wir uns an einen der bereitgestellten Holztische und ordern drei Cappuccino aus dem Kofferraum. 

Nur Luisa ist enttäuscht, weil sie unbedingt Schinken von glücklichen Schweinen kaufen wollte. Der Glückliche-Schweine-Stand ist heute aber nirgendwo zu sehen. Vielleicht hat das mit der Tatsache zu tun, dass der Markt noch nicht sehr gut besucht ist und erst im Kiez ankommen muss, so erklärt es zumindest der Olivenhändler. Im gleichen Atemzug beschwert er sich, dass hier keine Biokontrollen stattfinden. Na ja, die Kontrollen kommt bestimmt früher oder später und mit ihnen sicher auch der Abschied des Falafelhändlers. Nachdem wir die, viel zu salzigen Oliven probiert haben, sorgen wir uns nicht darum, ob der Olivenhändler am nächsten Samstag wieder kommt oder nicht und kaufen lieber noch kleine dunkele „französische trüffel-Kartoffeln“ beim Kartoffel- und Zwiebel-Bauern. Diese Kartoffelsorte ist auch unter den Namen „Vitelotte“ oder „blaue Kartoffel“ bekannt und stammt ursprünglich aus Peru und Bolivien. Sie hat einen würzigen, leicht nussigen Geschmack und ist für gewöhnlich weniger süß als andere Kartoffelsorten.
Unser letzter Stopp ist der Bio-Gemüsehändler, bei dem Luisa und ich Rhabarber für einen sonntäglichen Crumble mit Vanille Eis erwerben. Das Rezept dieser Köstlichkeit gibt Lise auf Nachfragebestimmt gerne weiter. 
Erschöpft vom Einkaufen, lassen wir die Schlange am Bio-Obststand hinter uns und beenden unseren Marktmorgen mit einem Spaziergang zum Feld (Tempelhofer Park / Tempelhofer Freiheit). Dort legen wir uns auf die grüne Wiese genießen die Sonne und müssen uns eingestehen, dass wir sicher nicht hergezogen wären, würden auf den Rollbahnen noch Flugzeuge anstatt Kitesurfer in den blauen Himmel starten.  

- Nele

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