Was gibt's: Heißgetränke, Kaltgetränke, Frühstück, Mittagsbrot und unregelmäßig Abendessen. Kaffee ab 1,60€, 0,5l Pilsener Urquell 2,10€, Frühstück ab 2,80€
Offen: Außer Montags immer ab 10:00 Uhr, Frühstück von 10:00-16:00 Uhr
Im Ungeheuer geht man eigentlich
Frühstücken. Das Frühstück ist nämlich köstlich und
wunderschön anzusehen. Es gibt eine breite Auswahl an immer frisch
und liebevoll zubereiteten Kombinationen. Aber da unser Sonntagmorgen
für Uni und Urlaub reserviert ist und über das Frühstück des
Ungeheuers auch so schon genug geredet wird, sind wir fest
entschlossen das Abendbrot zu testen. Auf vage Verheißungen hin und
aufgrund einer Auswahl an Brot-Optionen in der Online-Karte, wagen wir
uns mit knurrendem Magen ins Ungeheuer. Noch ahnen wir nicht, dass
uns ein Abend voller Herausforderungen, mit alten Bekannten,
Überraschungsquiche und goldenen Getränken bevor steht.
So betreten Luisa und ich den kleinen
Laden frohen Mutes: Noch bevor wir es zu einem der Holztische
schaffen, findet mich die erste alte Bekanntschaft. Fast genau ein
Jahr ist es her, dass Julie und ich uns zuletzt gesehen haben, es war
auf der Silvesterparty von Freunden, auf einem Schloss am See irgendwo in
Brandenburg mit Maskenball. Wir schwelgen in Erinnerungen und
tauschen Neuigkeiten aus. Unglaublich ich treffe doch sonst nie
Jemanden. Vermutlich weil Neukölln einfach viel zu viele Kieze hat,
und die Auswahl an guten Bars vom Schiller- über den Körnerkiez bis
zur Weserstraße and beyond reicht. Luisa wird schon ungeduldig, so beende ich die Begegnung und eile zu ihr und der einsamen Kerze,
die auf dem Tisch vor sich hin flackert. Das Ungeheuer wird
vornehmlich von Kerzen auf Fensterbrettern und Tischen erhellt und
hat eine schaurig-schöne Atmosphäre. Aber ob wir hier wirklich noch
was zu essen kriegen scheint fraglich. Wir bestellen erst mal zwei
große Pilsener Urquell und begrüßen Laura, die gerade aus ihrem
letzten Seminar für heute – Filmkritik mit der TAZ-Journalistin –
kommt.
und eine Suppe aus püriertem Gemüse.
Wir haben nicht aufgepasst als uns Matze die Quiche verkündete und
so wissen wir nun nicht genau, was vor uns liegt. Normalerweise kann
man Quiche ja schnell geschmacklich und äußerlich einordnen. Aber diese gibt uns Rätsel auf: Sie schmeckt
interessant, aber eigentlich überhaupt nicht nach Quiche, sondern
eher nach einer Mischung aus Pizza und der Füllung von
Tomaten-Blätterteigtaschen. Wir entdecken getrocknete Tomaten,
Oliven und Mozzarella. Ich bestehe außerdem darauf Walnüsse zu
schmecken, auch wenn die anderen mir darin nicht zustimmen. Irgendwie
können wir auch nicht sagen, ob wirklich Eier drin stecken. Aber
ohne Ei keine Quiche, darin sind wir uns wenigstens einig, darauf
trinken wir!
Laura erzählt uns von ihrem gestrigen
Überraschungsvorstellungsgespräch für einen Halbtags-Job und
Luisa gibt Kostproben der 80 Vorstellungsgesprächsfragen, die sie
als Vorbereitung für ihr Auswahlgespräch in der nächsten Woche
durcharbeitet: Und wo sehen sie sich in fünf Jahren? Laura und ich
halten 80 für absolut übertrieben und bestellen als Antwort lieber
Schnaps mit dem wir die Quichereste vernichten. Zu den Erinnerungen
an Absageprosa bestellen wir den Zweiten. Zu dem gesellt sich der
nächste alte Bekannte... wie gewöhnlich fällt er mit dem Kopf
voran, diesmal gegen die Fensterscheibe. Es klirrt und für einen
Moment haben wir Angst die Scheibe könnte nicht halten und wir im
Scherbenhagel sitzen. Aber da lacht er schon wieder und wankt zur
Eingangstür. Mit Willi oder Manni (wir wussten es mal) haben wir
schon einen langen Abend im Nini e Petirosso um die Ecke verbracht.
Es fing an mit einem harmlosen Gespräch und endete mit einem
Rauswurf – für Willi (oder Manni). Diesmal kommt er gar nicht bis
zu unserem Tisch, wir begrüßen und verabschieden ihn schon in der
Tür. Es ist eh Zeit weiterzuziehen. Wir verabschieden uns noch
schnell von Julie und stellen dabei fest, dass Laura sie ebenfalls
kennt. Verrückt. Im Ungeheuer ist Neukölln ein Dorf!
Weiter geht es ins Liesl, wo wir das
erste Danziger Gold auf unsere Lise im Süden trinken und gleich dazu
noch eine Portion Obazda mit Brez'n bestellen. Luisa verliebt sich
augenblicklich in das Danziger Gold-Getränk, ein Kräuterschnaps mit
Blattgold-Einlage, den ich immer zu Silvester trinke. Ich verliebe
mich dafür in die wieder zum Vorschein geholte Pferdetapete des
Liesl, das am Donnerstagabend auch um zwei Uhr noch geöffnet ist.
Gar nicht so schlecht für das Dorf Neukölln, denk ich mir. So
langsam neigt sich der Abend dem Ende zu und ich sehne mich nach
meinem Zuhause. Zum Glück ist das ja nur ein paar Straßen weiter.
- Nele
- Nele
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