Donnerstag, 4. April 2013

Nudelbude

Wo: Weichselstraße 64, Berlin-Neukölln
Was gibt's: frische Pasta  
Preise: ab 5€
Offen: Di-Fr 13.00 bis 23.00 Uhr, Sa und So 18.00 bis 24.00 Uhr


Da ich noch eine halbe Stunde totschlagen muss bis ich mit den anderen zum Essen in der Nudelbude verabredet bin, schlendere ich trotz der den Frühling verhöhnenden Kälte vom Hermannplatz zur Weichselstraße. Nach gefühlten 100 Dönerbuden komme ich beim Meilenstein des Gentrifizierungsprozesses in Neukölln an: der Bio Company Filiale – dass ich an diesem auch irgendwie teilhabe, wird mir mal wieder klar als ich sie mit einem Brot fürs Wochenende verlasse.


Vor der noch sehr leeren Nudelbude warte ich auf die anderen und schon biegen Lise und ihre Schwester um die Ecke. Wir suchen uns den großen Tisch aus, von dem man schön in den ganzen Raum blicken kann. Der Blick der sich mir bietet, gefällt mir recht gut und auch die Gerichte klingen lecker. 
Das Konzept ist simpel: man sucht sich eine Nudelsorte aus, es gibt Spaghetti, Fettuccine und Pappardelle, und kombiniert sie mit einer der zahlreichen Soßen. Wir entscheiden uns für Spinat und Peperoni, Frische Tomaten, Kapern und Minze, Ziegenfrischkäse und Rucola sowie Bolognese, jeweils mit Pappardelle, nur Nele nimmt die Fettuccine. 

Dazu bestellen wir den roten und den weißen Hauswein. Freudig warten wir auf unser viel versprechend klingendes Essen. Leider bietet der schnell an den Tisch gekommene Wein die erste leichte Enttäuschung: Beim ersten Schluck ist er ziemlich sauer, wobei ich zugeben muss, dass man sich dann ganz gut eintrinkt.
Die Nudelgerichte die schließlich kommen, sehen phantastisch aus, enttäuschen mich persönlich allerdings geschmacklich ein bisschen. 


Während die Spinat- und die Tomatensoße praktisch gar keine soßenartigen Eigenschaften entwickeln, ertränken Bolognese und Ziegenfrischkäse die Nudeln dagegen eher. Die Nudeln selbst sind zwar wirklich frisch, aber für meinen Geschmack etwas teigig. Wobei Neles Fettuccine besser sind – vermutlich hätte man die Spaghetti nehmen sollen. Dieses Urteil soll nun aber gar nicht so hart klingen, den anderen schmeckt es besser als mir – ich bin vielleicht einfach von der frischen Pasta meiner italienischen Taufpatin verwöhnt...
Die Nudelbude eignet sich bestimmt als Mittagsrestaurant für die Bewohner diverser Workspaces gut, als feines Restaurant für besondere Abende wohl eher nicht. Wobei nicht alle mein Geschmacksurteil zu teilen scheinen, denn während das Restaurant bei unser Ankunft noch ziemlich leer war, ist es inzwischen so voll, dass einige schon wieder enttäuscht das Restaurant verlassen müssen. Allerdings scheint es auch, dass sich die Wartezeit exponentiell verlängert, je mehr Gäste auf das Essen warten.
Um noch länger ohne schlechtes Gewissen an unserem Tisch sitzen bleiben zu können, bestellen wir ein Tiramisu und ich einen Espresso.

Nachdem auch der wirklich recht leckere Nachtisch vertilgt ist, machen wir uns auf den Nachhauseweg. Und während mir im Circus Lemke Oscar Wildes Motto nicht so passend erschien, gibt er mir hier ein anderes Motto für diesen Text vor: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. Ich bin stets mit dem Besten zufrieden.“ Und mit der Nudelbude eben leider noch nicht ganz.

Luisa



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