Was gibt’s: Barbetrieb, gute Whiskeyauswahl, Wein und verschiedene Fassbiere
Preise: Kleines Bier ab 2,80, Wein ab 3,00, Cidre für 3,00 Euro
Offen: Dienstag bis Sonntag ab 19 Uhr
Helmut Kohl
Es ist Sommer, so richtig! Mit 35 Grad und langen sonnigen
Tagen. Da meine Unternehmungslust im Sommer immer steigt, nehme ich Lises
Vorschlag, sich erst spät auf eine Weinschorle im Helmut Kohl zu treffen, gerne
an. So kann ich vorher noch ein paar Bahnen im Columbiabad ziehen. Ich bin
großer Fan dieses Schwimmbad, was aber bestimmt nur daran liegt, dass ich es in
10 Minuten erreichen kann. Heute sind allerdings so viele Halbstarke im
Schwimmerbecken, dass ich ständig gegen irgendwelche Ellenbogen ankämpfen muss
und bald aufgebe.
So komme ich als Erste im Helmut Kohl an und sichere uns den
letzten Platz draußen, im Schatten der Bäume, die die Straße säumen. Langsam
trudeln auch die anderen ein. Nur Luisa fehlt, die ist in Rom auf einer
Konferenz zur ikonischen Differenz.. Irgendwie fühle auch ich mich ganz
kosmopolitisch. Ich bestell einen französischen Cidre, was mir Lise, Laura und
Manuel, der Luisa ersetzt, sofort nach tun. Noch ahnen wir nicht, dass es das
letzte Mal sein wird, dass wir im Helmut Kohl sind. Das rustikal herzliche
Lokal, mit den Holztischen aus Großmamas Zeiten und dem modernen aber auch
zeitlos wirkendem Tresen hat nämlich ein Problem. Beziehungsweise Helmut Kohl
hat das Problem, ihm missfällt, dass die Bar seinen Namen trägt. Deshalb haben
Kohls Anwälte schon vor einigen Monaten den Bar-Besitzer Michel Braun
kontaktiert, was diesem Kopfzerbrechen über einen neuen Namen und eine
unglaubliche Presseresonanz beschert hat. Dabei hatte Braun nach eigenen
Aussagen nie politische Beweggründe für die Namensgebung: „Für mich und meine
Generation hat der Begriff Helmut Kohl etwas allgegenwärtiges - so wie Mama,
Papa oder Milch. Da ist so ein merkwürdiges Damals-Gefühl“ (Nachzulesen zum
Beispiel in Spiegel, FAZ oder in der Rheinische Presse). Vielleicht rührt Kohls
Widerstand auch daher, nicht schon zu Lebzeiten zur Heimatgeschichte erklärt zu
werden. In jedem Fall kann man vermuten, dass er sich stark über die Karte
gewundert hätte, die zeigt nämlich einen nackten Jüngling, in anzüglichen
Posen, der statt Feigenblatt mit unterschiedlichen Kohlarten bedeckt ist. Uns
gefällt das. Und vergnügt bestellen wir noch einen Cidre und lassen den Abend
langsam ausklingen.
Vor wenigen Tagen kam dann die dpa-Nachricht: Ein neuer Name
ist gefunden! Das nostalgische „Helmut Kohl“ wird zum Wortspiel „Schloss
Neuschwansteiger“. Da kann man ja fast nur hoffen, dass sich Schweinsteiger
auch beschwert…. Aber trotz neuem Namen werde ich sicher für einen Cidre wiederkommen
und bin schon jetzt gespannt mit welchem Gemüse Schweinsteiger dann wohl auf
der Karte posiert.
Nele
Nele
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