Freitag, 17. Mai 2013

Streetfood-Thursday in der Markthalle 9

Wo: Eisenbahnstraße 42/43, 10997 Berlin
Was: Fast alles was das Herz begehrt
Preise:Hauptgerichte varieren zwischen 2,50 und 9,00 Euro

Offen: Jeden Donnerstag 17:00-22:00 Uhr
street-food-thursday


Markthallen haben in Berlin Tradition, die ersten überdachten „Verkaufseinrichtungen“ entstanden hier im 19. Jahrhundert. Die 14 Hallen – heute als „Historische Markthallen“ in Berlin bezeichnet – sollten das Problem einer hygienischen und umfassenden Lebensmittel-Versorgung der schnell wachsenden Berliner Bevölkerung lösen.

Und das tun sie noch heute, auch wenn nur noch vier der ursprünglich 14 Hallen in Betrieb sind. Die Markthalle 9 in der Kreuzberger Eisenbahnstraße ist eine davon und ihre Macher haben sich ein ganz eigenes Konzept überlegt, um auf dem hart umkämpften Berliner Lebensmittel-Markt bestehen zu können – die Inszenierung eines eigenen kleinen Erlebnisparks rund ums Essen und Genießen. Der „Streetfood-Thursday“ ist Teil dieses Konzepts und Ziel unseres diesjährigen Himmelfahrts-Ausflugs.

Lise:
Stolz, den ganzen weiten Weg von Neukölln mit dem Fahrrad gemeistert zu haben, lüpfe ich meinen Sturzhelm schon kurz vor der Markthalle 9. Muss ja keiner wissen. Dank der schnittigen Form des silbrigen Dings, das ich flugs in meiner Tasche verschwinden lasse, bin ich ganze 5 Minuten zu früh – und schnappe Nele wohl den letzten Platz im Fahrradständer weg.
Na klar ist es voll, aber auch schön! Die Pimientos hab ich erst letzte Woche besser und billiger bekommen, aber hey! – ich mach einfach mit Portugal weiter und verleibe mir ein hervorragendes Croissant mit Ruccola, Schinken, Käse und Oliven ein. Als Nachtisch mach ich keine Experimente und kaufe der netten Verkäuferin noch einen Reiskuchen für 70 Cent ab. So bleibt auch noch genug Geld für ein Mitbringsel an den Daheimgebliebenen: Cidre vom Mosthof! 


Nele:

Nachdem wir die ersten zwei Hürden, überfüllte Fahrradständer und den vollgestopften Eingang, gemeistert haben verlieren wir uns sofort im Innern der historischen Markthalle. Ein lautes Stimmgewirr und die Live-Musik übertönen meine verzweifelten Rufe nach Philipp, meinem Mitbewohner. Ich schreibe ihm also, dass wir uns in 15 Minuten mit dem ersten Gang am Kimchi-Stand (der leider durch meine Autokorrektur zum „Konvoi“ wird) wieder treffen und mache mich alleine auf. Zunächst mal bin ich heillos überfordert: Pies oder herzhafte Waffeln, brasilianisch oder asiatisch. Ich bin froh, Lise am Tapas-Stand wieder zu treffen, die eine Entscheidung trifft: Pimientos Verde für uns Beide. Ich bestelle noch Oliven und Weißwein dazu und freue mich über die gelungene Aperitif-Wahl. Jetzt habe ich bis zur nächsten Entscheidung ein wenig Zeit gewonnen. Beschwingt vom Wein ergattere ich uns eine Bierbank und verteidige sie hartnäckig bis alle wieder eingetrudelt sind. Auch Philipp hat den Weg zu uns gefunden trotz „Konvoi-SMS“. So groß, dass man sich auf Dauer verlieren könnte ist die Halle dann doch nicht. Nach dem Aperitif schwanke ich lange zwischen Käsespätzle vom Käse-Hobel oder Flammkuchen von der Kantine und entscheide mich für die Kantine. Eine Wahl die ich nicht bereuen werde, auch wenn es dann doch nicht der Flammkuchen wird, sondern das Mairübchen mit Trüffelschaum. Ein Gedicht! Das Rübchen ist gefüllt mit Nüssen und kleinen Tofu-Stücken. Der Trüffelschaum, der das Rübchen umgibt, harmoniert mit dem leicht herben Geschmack der Nüsse und dem süßen kräftigen Rübchen , so gut, als wären sie alle drei schon immer füreinander bestimmt gewesen. Ich bin Fan der Kantine, deren drei professionellen Köchen man live beim Zubereiten der Speisen zuschauen kann. Mit sieben Euro ist es aber auch das teuerste und kleinste Hauptgericht unsere Gruppe. Ergänzt durch einen Apfel-Orangen-Kuchen von Barbara (die ansonsten noch schwäbische Spezialitäten anbietet) bin ich aber rundum satt und glücklich. Kantine wir sehen uns wieder!




Laura:

Ich muss an die SOMA-Ausstellung im Hamburger Bahnhof denken. Sehr viele Menschen, Tiergeruch in der Luft und Fliegen gibt es hier auch. Nach neuen Wegen zur Erkenntnis wird allerdings weniger gefragt. Hier geht’s ums Fressen, nicht um die Moral. Ich bin überfordert und greife zum Spanferkelbrötchen. Deftig, teuer und das Ferkel war wohl auch nicht glücklich. Macht nix. Nachdem wir endlich Platz an einem der raren Biergarten-Tische gefunden haben, mache ich mich noch einmal auf den Weg und ergattere ein Stück Streusel-Kirsch-Kuchen. Ist der Hunger gestillt? Ich weiß es nicht. 



Luisa:

Ich habe diesmal noch meine gute Freundin Sarah aus Schulzeiten zu Besuch, die ich mit auf unseren Ausflug nehme und so schlagen wir uns gemeinsam durch die übervollen Gänge und die Bäuche voll. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen als das asiatische Hefeteigklößchen gefüllt mit geschmorten Huhn sehe, das einer der vielen anderen Besucher in der Hand hat. Auf meine Nachfrage schickt er uns mit der Warnung, dass die Schlange recht lang ist zum Ursprung dieser Köstlichkeit – dort angekommen entpuppt sich die Warnung als absolut gerechtfertigt. Sarah und ich kapitulieren und nehmen stattdessen einen Steak und Guiness Pie, die einzige Sorte, die es an dem benachbarten Pie-Stand noch gibt. Dazu nehmen wir auch noch in Speck gehüllte Datteln vom spanischen Spezialitätenstand gegenüber. Beides lecker, aber während die 5 Euro für den durch den Pie erreichten Sättigungszustand angemessen erscheinen, finde ich die Datteln ein bisschen teuer. Sarah geht das asiatische Hefeklößchen nicht aus dem Kopf und kommt mit Mac and Cheese zurück – Hefeteig war aus... Mac and Cheese wiederum ist relativ geschmacksneutral, warum das noch da war ist mir schnell klar. Geschmacklich unbefriedigt sind wir neidisch auf Lises portugiesisches Toastcroissant und holen auch eins, jedoch mit Antipasti gefüllt. Zum Abschluss gönnen wir uns einen Apple-Crumble – und was soll man sagen, warmer Nachtisch macht immer glücklich...  




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