Wo: Nogatstr. 30, Berlin Neukölln
Was gibts: vegetarische Küche,
Preise: Essen um die 5 Euro, Getränke 2,50
Offen: eigentlich täglich 12.00 - 22.00
Auf unser fragendes, im Raum verklingendes Hallo kommt dann aber doch eine junge Frau im Wollpullover und wuscheligen Haaren aus dem Hinterzimmer hervor und beantwortet unsere Frage, ob es dann etwas zu Essen gäbe mit Ja. Allerdings nur noch zwei Nicht-Burger und Quiche. Wir willigen ein und bestellen die beiden Nicht-Burger sowie einmal Quiche. Während die Wollpulloverfrau mitsamt der am Tresen stehenden Quiche wieder im Hinterzimmer mit den ominösen Klavierklängen verschwindet nehmen wir an einem der fünf Holztische platz und schauen uns erstmal um.
In der hinteren
Ecke befindet sich eine Art secondhand shop, in dem Schallplatten und einige
Kleidungsstücke angeboten werden, in unserem Rücken hängen die in Berlin,
inzwischen scheinbar obligatorischen, käuflich zu erwerbenden bedruckten
Leinwände. Vor uns die Theke, die einiges an Lesematerial bietet.
Hier werden zum einem Deutschkurse – gratis – angeboten, das samstägliche Burrito-Essen angekündigt, die verschiedenen Gerichte– viele sind es nicht – aufgelistet und den Gästen freundlich erklärt, dass Musikwünsche unerwünscht sind – soviel zum uns inzwischen leicht melancholisch stimmenden Klaviergeklimper aus dem Hintergrund.
Als die Frau wieder erscheint bestellen wir schnell zwei
FritzKola und ein Wasser und schon sind wir wieder alleine. Bald jedoch,
wahrscheinlich von unserer Anwesenheit ermutigt treffen zwei weitere Gäste ein,
die beim nächsten Erscheinen des Wollpulloverwesens die restlichen zwei Stück
Quiche bestellen. Wir bekommen unser Essen und Nele und ich, die wir die
Nicht-Burger bestellt haben sind erst einmal ein wenig enttäuscht, denn die
Burger führen vielleicht nicht nur deswegen das „Nicht“ im Namen, weil, wie zu
erwarten kein Fleisch darin ist – das KussKuss ist vegetarisch, und der Kaffee
kann auch mit Sojamilch bestellt werden – sondern, weil das auf unserem Teller
so klein ist, dass es sich für den Begriff Burger eigentlich nicht
qualifiziert.
Lecker ist er dann aber doch, der Nicht-Bürger der aus einem
Brötchen, Tomate, Salat und Gurke, sowie einem Schwarze-Bohnen-Bratling besteht und mit
viel scharfem Senf garniert ist. Die Quiche, die mit Salat garniert die optisch
eindrucksvollere Variante ist, ist ebenfalls sehr schmackhaft.
Nachdem wir gegessen haben, beobachten wir noch etwas das
Treiben: Immer mehr Leute kommen herein, die jedoch alle im ominösen
Hinterzimmer verschwinden, einer von ihnen bringt einen ziemlich zottelig
aussehenden Hund mit, der ausgerechnet nicht verschwindet, sondern fröhlich
zwischen unseren Tischen hin- und herläuft. Irgendwann kommt das männliche
Pendant der Wollpulloverfrau aus dem Hinterzimmer, der die inzwischen
verstummte Klaviermusik durch Hipstergeklimper auf einer Schallplatte auf dem
typisch nerdigen „Oldschool-Plattenspieler“ am vordersten Tisch ersetzt.
Im Wissen, dass wir vielleicht einfach nicht hip genug für
diesen Laden sind, gehen wir trotzdem ganz zufrieden mit uns selbst nach Hause
und diskutieren über das Preisleistungsverhältnis: gut aber die Portionen etwas
zu klein, aber vielleicht auch ok, weil damit wohl der kostenlose Deutschkurs
querfinanziert wird. Ein Mann der
unsere Diskussion mithört ruft uns von seiner Tür aus zu, wir sollten unsere Burger
doch einfach selbst braten, wäre billiger und auch nicht schwer. Hat er wohl recht, aber dann hätten wir
ja nichts mehr zu erzählen: wie zum Beispiel vom KussKuss, bei dem der zweite
Teil des Konzepts „Gemeinderaum“ aufgeht und wohl den Treffpunkt einer sehr
eingeschworenen Gemeinde darstellt. Am ersten Teil „Küche“ müssen die
Wollpulloverwesen noch etwas arbeiten.
Luisa
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