Wo:
Rollberg-Flohmarkt: Werbellinstraße 50 Schillerbar: Herrfurthstr. 7.
Preise: Kaffee 1,80, Cappuccino 2,30, frischer Ingwertee 2,20, Croissant 1,10.
Offen:
Flohmarkt von 9-18h, Schillerbar von 9-2h
Bevor
die Herbstzeit mit Blog Posts über Kürbissuppe und den ersten Glühwein beginnt,
genießen Luisa und ich den Spätsommer mit einem Spaziergang zum
Rollbergflohmarkt. Dieser kleine noch relativ junge Flohmarkt liegt versteckt
vor den Touristenmassen hinter der ehemaligen Wilko Brauerei. Perfekt getarnt
durch eine riesige Baustelle, die sich seit Monaten auf der Mainzer Straße
befindet.
Anstelle
von ausgewählten Antiquitäten (die sind jeden Sonntag auf der Straße des 17.
Juni zu finden) und dem sortierten, blankgeputzten Angebot des
Mauerparkflohmarkts gibt es hier eine breite Auswahl an Allem. So lassen sich zwischen
einigem Ramsch auch noch kleine Kostbarkeiten zu Schnäppchenpreisen entdecken.
Und das Beste ist, anstatt sich im Rudel von Stand zu Stand zu quetschen hat
man hier seelenruhig Zeit und Platz zum Schlendern und Schauen, dafür muss man
sich mit dem ein oder anderen
Deoverweigerer abfinden. Und man sollte darauf achten nicht aus Versehen gegen
einen achtlos bereitgestellten Karton voller Porzellan zu laufen, denn manche
Stände sind ziemlich provisorisch. Andere dagegen sind richtige kleine Holzhäuser,
die an den hinteren Teil des Platzes gebaut wurden. Oft werden auch die angeboten
Möbel zur Ausstellungsfläche umfunktioniert. Ein charmanter Ort.
Unser
erster Kauf, eine Kristallschale und ein Kristallgefäß (Made in DDR) ist dann
auch, mit einem Euro pro Gegenstand, ein echter Glücksgriff. Unsere Kauflust
steigert sich sofort und wir wagen uns sogar durch einen Berg von merkwürdigen
Schildern und kaputten Broschen. Wieder ein Treffer. Mit einer neuen Brosche
geht die Stöberei weiter. Nur vor einem Berg ranziger Kleider machen wir halt
und beschließen, dass es nach 1 ½ Stunden dann auch genug des Shoppings ist.
Auf dem Rückweg erwirbt Luisa für 2 Euro noch einen Briefsortierer, den sie
begeistert als Relikt der 30er deklariert.
Zufrieden
machen wir uns auf die Suche nach einem sonntäglichen Stück Kuchen und einer
Tasse Kaffee.
Wir überqueren die Hermannstraße und laufen die
Herrfurthstraße entlang bis wir zur vor
kurzem eröffneten Schillerbar gelangen. Das Café ist der dritte Laden des
‚Schillerkomplexes‘, dessen Aufstieg mit dem Schillerburger (siehe Blogeintrag vom 4.Juli) begann und zu dem nach dem Schillerbäcker nun auch die Schillerbar
zählt. Alle drei Läden befinden sich nebeneinander und den Gästen steht es frei
hin und her zu wandern, zum Beispiel mit dem Burger in die Bar.
Unseren
Kuchen sollen wir uns auch direkt in der hauseigenen Bäckerei holen. Eine
kundenfreundliche Idee, da die Auswahl dort riesig und der Kuchen günstiger ist
als in anderen Cafés – zumindest am Sonntagmorgen. Um fünf Uhr sind wir hier
nämlich leider schon zu spät: Die Bäckerei ist restlos ausverkauft und nur die
leere Vitrine erinnert an die verschwundenen Köstlichkeiten.
Wir entscheiden
uns für ein eher traurig aussehendes Schokocroissant (oder ist unser Blick nur
durch die Enttäuschung getrübt). Die Café-Bäcker-Kombination ist wohl noch
nicht richtig auf den sonntäglichen Ansturm eingestellt.... Dafür müssen wir
trotz vollbesetzter Tische nicht lange auf unsere Getränke warten: Der
Cappuccino und der frische Minze-Ingwer-Zitronen-Tee warten bereits auf uns.
Besonders der frische Tee ist ein Genuss.
Auf uns wirkt die Schillerwelt sehr
sympathisch. Sicherlich, weil wir dem angesprochenen Klientel entsprechen, aber
vor allem wegen des kreativen fast liebevollen Umgangs mit dem
Farbbeutelanschlag, der kurz vor der Eröffnung auf die Fassade der Bar verübt
wurde. Vier maskierte Täter warfen rote Farbbeutel und Steine auf das Gebäude
und zerstörten die Fensterscheiben des Ladens. Es folgte ein Bekennerschreiben
auf der Plattform linksunten, ein Artikel im Tagesspiegel und eine heftige Diskussion auf den Straßen des
Kiezes: Wie weit darf der Protest gehen? Wer sollte hier eigentlich getroffen
werden, die Hausbesitzer oder die jungen Gründer? Und wem tut der günstige
Kaffee und eine Vollkornbäckerei neben all den Kiezbäckern eigentlich weh?
„Schiller
liebt euch sowieso!“ prangt als Antwort im schwarzen Schablonendruck über der
roten Farbe. Wir betrachten noch eine Weile das friedliche Treiben auf der
Kreuzung Herrfurthstraße/ Weisestraße und schwelgen für den Rest des Tages in
Schiller Zitaten...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen