Freitag, 8. Februar 2013

Schiller Café


Wo: Herrfurthstraße 7, Berlin-Neukölln
Was gibt's: Frühstück bis 16:00 Uhr, später auch Pasta
Preise: Frühstück ab 5 Euro
Offen: 9:00 bis 2:00 Uhr

Für ein Wochenende zurück in Neukölln und ich fremdele: Im Treppenhaus riecht es komisch. Der Zeitungsbote erwidert meinen Gruß nicht und fragt mich stattdessen irritiert, ob bei mir alles ok sei. Auf der Straße dann Unmengen von mit Rollsplit panierter Hundekacke, aufgeweichte Silvesterböller und wiedermal ne Schrankwand. Kein Wunder, dass die Rollen von meinem Rollkoffer gestern Abend nicht mehr rollen mochten. Über allem der fiese Berliner Gegenwind. Ist das hier ist ein verdammtes Kriegsgebiet? 


Freundschaft, so sagt man, sei ein warmes Bad gegen die Kälte des Alltags. Badewannenweise habe ich die Wärme auch nötig an diesem Neuköllner Morgen. Weil ein guter Kaffee und Brötchen aber auch nicht schaden, treffe ich Laura, Luisa und Nele im Schiller Café zum Frühstück. Großes Hallo. Luisa kennt aus gemeinsamen WG-Jahren so meine Launen: Sie pflichtet mir beschwichtigend bei und lobt wie zufällig mein T-Shirt. Nele weist mich gewohnt positiv auf den braunen Dreadlock-Hund hin, der immer durch den Schillerkiez streift und nun mit Sicherheit all den Unrat von der Straße wirbeln wird. Laura sagt, der Unrat sei ihr ja lieber wie die kleinen Scheißerchen, die sich überall breit machen. Hier bin ich zu Hause.


Der Kaffee ist gut. Unsere Frühstücke Straßbourg (verschiedenen Käsesorten, Ei), Istanbul (Melone, Sucuk, Schafskäse) und Bologna (Rührei mit Schinken) haben wir zunächst nur in der kleinen Version bestellt. Der Brotkorb ist trotzdem reichlich gefüllt und bringt Nele, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, kein Brot übrig zu lassen, an den Rand ihres, äh, Fassungsvermögens. Luisa und ich hingegen spekulieren schon auf die Armen Ritter, die in der Schweiz unglaublicherweise „Fotzelschnitten“ genannt werden. Well. Wir teilen uns eine Portion mit Apfelmus und ZimtZucker. Lecker. 



Ich bin längst versöhnt. Und wärme mich an meinen Freundinnen. Erst als Laura drängt, Nele müsse ihr unbedingt auf Luisas Computer die Excel-Tabelle ihres neuen Arbeitgebers erklären, klingt unser Wiedersehen aus. Die beiden Bürotussis ziehen sich an einen Arbeitstisch zurück. Luisa und ich schauen noch ein bisschen auf die Kreuzung. Es gibt nicht so viele Cafés, in denen man das ungestört kann.   

Draußen fällt uns auf, dass die Schiller-Zitate, die das Café nach der Farbeimer-Attacke angebracht hatte, schwarz übersprüht wurden. Auch ein Oberlicht ist eingeworfen. Ein Kriegsgebiet, ich sags ja.

Elisabeth 
 

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